Auch im Jahr 2025 bleiben Online-Betrügereien eine ernsthafte Bedrohung für Konsument:innen. Die Tiroler Tageszeitung berichtete gestern über eine neue Abzock-Masche, bei der falsche Vignetten-Shops im Fokus stehen. Beim Kauf der digitalen Jahresvignette für österreichische Autobahnen wird eine überhöhte Servicegebühr von 25% erhoben. Anstatt der offiziellen Kosten von 103,80 Euro zahlen Kund:innen bei diesen Anbietern deutlich mehr. Die Fake-Anbieter handeln auf nicht autorisierten Plattformen.
Wie die Masche funktioniert
Die betrügerischen Anbieter stellen sich als vermeintlich offizielle Verkaufsstellen dar, haben jedoch keine Verbindung zur ASFINAG, der Betreibergesellschaft der österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen. Nach Eingabe der Fahrzeugdaten und Bezahlung kaufen diese Graumarktanbieter die Vignette direkt zum Standardpreis bei der ASFINAG ein und verkaufen sie anschließend mit einem saftigen Aufschlag weiter. So wird aus dem regulären Preis von 103,80 Euro schnell ein „Angebot“, das eine angebliche Servicegebühr umfasst.
Tatsächlich verlangt die ASFINAG jedoch keine zusätzliche Servicegebühr zur Vignette. Der gesamte Prozess des Kaufs und der Aktivierung der digitalen Vignette ist über die offiziellen Kanäle kostenlos. Die Vorgehensweise der Graumarktanbieter verstößt gegen das Weiterverkaufsverbot für Vignetten in Österreich.
Gefährliche Dimension: Datensammlung durch Betrüger
Der finanzielle Schaden ist nur eine Seite der Medaille. Besonders besorgniserregend ist, dass die Betrüger durch die Transaktionen Zugriff auf sensible persönliche Daten wie Autokennzeichen, Kreditkarteninformationen oder sogar eingesandte Kopien von Ausweisdokumenten erhalten. Dies Daten können ohne Wissen der Betroffenen an Dritte weitergegeben oder für weitere illegale Aktivitäten genutzt.
Gerade die Kombination aus personenbezogenen Daten und Bankinformationen birgt ein hohes Missbrauchsrisiko. So können Kriminelle beispielsweise Identitätsdiebstahl begehen oder mit gestohlenen Kreditkartendaten weitere Online-Käufe tätigen. Wenn zudem Ausweisdokumente oder Führerscheinkopien hochgeladen wurden, wird der Schaden noch größer.
Fälle wie die Abzocke mit überteuerten Vignetten verdeutlichen, wie vielseitig Online-Betrug geworden ist. Es geht längst nicht mehr nur um kleine Gebühren, die „hängenbleiben“ – der mittelbare Schaden durch die Weitergabe sensibler Daten kann weit größere Dimensionen annehmen.
Beispiele für potenzielle Folgen:
- Identitätsdiebstahl: Betrüger verwenden die gesammelten Daten, um Kredite aufzunehmen oder andere betrügerische Handlungen durchzuführen.
- Phishing-Attacken: Mit den gewonnenen Informationen können gezielte Angriffe auf weitere Online-Konten gestartet werden.
- Bankbetrug: Die Kombination aus Kreditkartendaten und personenbezogenen Informationen erlaubt unbefugte Abbuchungen oder Transaktionen.
- Weitergabe an Dritte: In vielen Fällen werden die Daten an weitere Kriminelle verkauft oder auf illegalen Plattformen angeboten.
Schutzmaßnahmen für VerbraucherInnen
Angesichts der steigenden Bedrohung durch solche Betrugsmaschen sollten sich Verbraucher:innen aktiv schützen. Hier sind einige Tipps:
- Kaufen Sie die österreichische Vignette ausschließlich über die offizielle Plattform der ASFINAG oder autorisierte Partner.
- Werden überhöhte Preise oder Servicegebühren verlangt, handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen betrügerischen Anbieter.
- Achten Sie darauf, dass die Adresse der Webseite korrekt und nicht etwa leicht verfälscht ist (z. B. „asfinag.at“ statt „asfinag-vignette-shop.com“).
- Geben Sie Ihre Daten nur auf vertrauenswürdigen Seiten ein und prüfen Sie, ob eine sichere Verbindung besteht (https).
- Kontrollieren Sie das Impressum!
- Kontrollieren Sie Ihre Kreditkartenabrechnungen und Bankkonten regelmäßig auf ungewöhnliche Abbuchungen.
Allgemein beim Online-Betrug: Geld zurückholen?
Wenn Sie Opfer eines Online-Betrugs geworden sind, ist es entscheidend, rasch und gezielt zu handeln, um den Schaden zu minimieren und die Chancen auf eine Rückerstattung zu erhöhen. Hier sind die wichtigsten Schritte, die Sie unternehmen sollten:
- Unverzügliche Kontaktaufnahme mit Ihrer Bank: Informieren Sie Ihre Bank oder Ihr Kreditkarteninstitut sofort über den Betrug. Je nach Zahlungsmethode können Sie möglicherweise Zahlungen zurückrufen oder rückgängig machen. Im schlimmsten Fall: Lassen Sie betroffene Konten und Karten sperren, um weitere unautorisierte Transaktionen zu verhindern.
- Sicherung von Beweismaterial: Dokumentieren Sie alle relevanten Informationen zum Betrugsfall. Erstellen Sie Screenshots der betrügerischen Webseite, speichern Sie E-Mails und Nachrichten und notieren Sie sich wichtige Details wie URLs und Kontaktdaten der Betrüger. Diese Beweise sind essenziell für die Strafverfolgung und mögliche zivilrechtliche Ansprüche.
- Einschaltung der Strafverfolgungsbehörden: Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei. Eine offizielle Anzeige ist nicht nur für die Strafverfolgung wichtig, sondern kann auch bei der Kommunikation mit Banken und Versicherungen hilfreich sein.
- Kontaktaufnahme mit der Verbraucherzentrale: Wenden Sie sich an die Verbraucherzentrale, um Unterstützung und Beratung zu erhalten. Sie können Ihnen helfen, weitere Schritte einzuleiten und bieten oft Musterbriefe oder rechtliche Hinweise an.Rechtliche Beratung in Anspruch nehmen: Überlegen Sie, einen spezialisierten Rechtsanwalt für Strafrecht oder Internetrecht zu konsultieren, insbesondere wenn es um größere finanzielle Verluste geht. Ein Anwalt kann Ihre Ansprüche prüfen und rechtliche Schritte einleiten, um Ihr Geld zurückzufordern. Sollten die Betrüger im Ausland agieren, kann ein Anwalt mit Expertise im internationalen Rechtshilfe in Strafsache hilfreich sein. Hier kann eine Rechtsschutz-Versicherung nützlich sein, die die Kosten eines Anwalts abdeckt.
Prüfung des Versicherungsschutzes: Überprüfen Sie, ob Ihre Rechtsschutzversicherung Fälle von Online-Betrug abdeckt. Einige Policen beinhalten Leistungen für Internetbetrug, die Ihnen bei der Durchsetzung Ihrer Ansprüche helfen können.
Bitte beachten Sie, dass die Erfolgsaussichten bei der Rückholung verlorener Gelder variieren und von Faktoren wie der Art des Betrugs, der Geschwindigkeit Ihres Handelns und der Zusammenarbeit der involvierten Finanzinstitute abhängen. Schnelles und entschlossenes Handeln erhöht jedoch die Chancen, den entstandenen Schaden zu begrenzen.
Quellen
https://www.tt.com/artikel/30899767/abzocke-in-falschen-vignetten-shops-warum-die-asfinag-bisher-machtlos-dagegen-ist
https://www.oeamtc.at/thema/maut-vignette/vorsicht-beim-vignettenkauf-48365545
https://www.watchlist-internet.at/news/vorsicht-vor-gefaelschten-asfinag-shops/
https://www.kleinezeitung.at/wirtschaft/19233638/immer-mehr-fake-shops-warnung-vor-betrug-mit-autobahn-vignetten