Geschäftsführer- und Managerhaftung in einer digitalisierten Geschäftswelt

12/26/2024
Strafrecht | Compliance | Unternehmensrecht

Die digitale Transformation bringt für Unternehmen neue Chancen und Herausforderungen mit sich. In diesem Zusammenhang sind Geschäftsführer und Manager mehr…

Die digitale Transformation bringt für Unternehmen neue Chancen und Herausforderungen mit sich. In diesem Zusammenhang sind Geschäftsführer und Manager mehr denn je gefordert, ihre rechtlichen Pflichten zu kennen und Haftungsrisiken zu minimieren. Der Übergang zu einer digitalisierten Wirtschaft bedeutet nicht nur, dass Unternehmen sich technologisch anpassen müssen, sondern auch, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen komplexer werden. Dieser Blogeintrag beleuchtet die zivil- und strafrechtlichen Risiken, die Führungskräfte betreffen, und gibt praktische Hinweise, wie sich diese minimieren lassen.

Ausgangspunkt: Wann haften Geschäftsführer zivilrechtlich?

Geschäftsführer haften zivilrechtlich, wenn ihr Handeln oder Unterlassen Schäden verursacht, die auf eine Verletzung rechtlicher oder vertraglicher Pflichten zurückzuführen sind. Vier Hauptvoraussetzungen müssen erfüllt sein, damit eine zivilrechtliche Haftung geltend gemacht werden kann:

  1. Ein tatsächlicher Schaden: Der Kläger muss nachweisen, dass der Gesellschaft ein wirtschaftlicher Nachteil entstanden ist. Ein solcher Schaden kann beispielsweise durch eine fehlerhafte Investitionsentscheidung oder eine Vernachlässigung von Compliance-Richtlinien entstehen.
  2. Kausalität zwischen Handlung und Schaden: Es muss klar erkennbar sein, dass der Schaden direkt auf das Verhalten des Geschäftsführers zurückzuführen ist. Fehlt dieser Zusammenhang, entfällt die Haftungsgrundlage.
  3. Rechtswidrigkeit: Der Geschäftsführer muss gegen gesetzliche Vorschriften, interne Richtlinien oder seine Sorgfaltspflichten gemäß § 25 Abs. 1 GmbHG verstoßen haben. Beispiele dafür sind Verstöße gegen steuerrechtliche Pflichten oder eine unzureichende Risikobewertung bei unternehmerischen Entscheidungen.
  4. Verschulden: Es ist erforderlich, dass der Geschäftsführer vorsätzlich oder fahrlässig gehandelt hat. Fahrlässigkeit liegt bereits vor, wenn grundlegende Sorgfaltspflichten verletzt wurden, etwa durch unzureichende Überprüfung finanzieller Daten.

Praxisbeispiel: Ein Geschäftsführer, der eine Investition in eine neue Technologie ohne ausreichende Prüfung tätigt, könnte haften, wenn sich diese als gravierender Fehlschlag mit finanziellen Verlusten erweist.

Welche strafrechtlichen Risiken gibt es für Manager?

Neben der zivilrechtlichen Haftung kann auch strafrechtliche Verantwortung drohen. Die zunehmende Regulierung und Transparenzanforderungen machen es unverzichtbar, dass Führungskräfte die einschlägigen Bestimmungen des Strafgesetzbuches (StGB) kennen. Besonders relevante Straftatbestände sind:

  • Veruntreuung (§ 133 StGB): Dies betrifft die unbefugte Verwendung von Geldern oder Vermögenswerten, die dem Unternehmen gehören.
  • Betrug (§ 146 StGB): Wenn ein Manager durch Täuschung einen Vermögensvorteil für das Unternehmen oder sich selbst erlangt, fällt dies unter diesen Tatbestand.
  • Untreue (§ 153 StGB): Der Missbrauch von Befugnissen, der zu einem finanziellen Nachteil für die Gesellschaft führt, ist strafbar.
  • Betrügerische Krida (§ 156 StGB): Besonders bei Insolvenzen spielen strafrechtliche Risiken eine Rolle. Beispiele sind das Verschweigen von Vermögenswerten oder die Benachteiligung bestimmter Gläubiger.

Konsequenzen: Strafrechtliche Vergehen können nicht nur zu hohen Geldstrafen, sondern auch zu Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren führen. Zusätzlich kann eine Verurteilung zu einem massiven Imageschaden für das Unternehmen und den betroffenen Manager führen.

Wie schützt die Business Judgement Rule Manager vor Haftung?

Die Business Judgement Rule (§ 25 Abs. 1a GmbHG) gewährt Führungskräften einen gewissen Handlungsspielraum und schützt sie vor Haftung, sofern sie nach bestem Wissen und Gewissen im Interesse des Unternehmens handeln. Dieser Schutz greift unter folgenden Bedingungen:

  • Die Entscheidung wurde auf der Grundlage umfassender und sorgfältiger Informationen getroffen.
  • Sie dient objektiv den Interessen des Unternehmens.
  • Es liegt keine persönliche Bereicherungsabsicht vor.

Praxisfall: Ein Geschäftsführer, der eine riskante, aber gut begründete Entscheidung auf Basis einer ausreichenden Informationsgrundlage zum Wohle des Unternehmens für eine neue Markterweiterung trifft, wird durch die Business Judgement Rule geschützt, auch wenn die Maßnahme später scheitert.

Warum ist Compliance ein entscheidender Faktor?

In der modernen Geschäftswelt ist Compliance unverzichtbar, um rechtliche und finanzielle Risiken zu minimieren. Ein effektives Compliance-System stellt sicher, dass gesetzliche Vorgaben eingehalten werden und interne Kontrollmechanismen greifen. Zu den wichtigsten Bestandteilen eines solchen Systems gehören:

  • Klare Richtlinien und Prozesse: Diese helfen, Standards zu definieren und Mitarbeiter zu sensibilisieren.
  • Schulungsprogramme: Regelmäßige Schulungen stellen sicher, dass alle Beteiligten über relevante rechtliche Anforderungen informiert sind.
  • Hinweisgebersysteme: Anonyme Meldekanäle ermöglichen es Mitarbeitern, potenzielle Verstöße frühzeitig zu melden.

Vorteile eines Compliance-Systems: Ein gut implementiertes Compliance-Management-System reduziert nicht nur die Haftungsrisiken, sondern stärkt auch das Vertrauen von Kunden, Investoren und Partnern.

Wann sollte ein Rechtsanwalt hinzugezogen werden?

Angesichts der Vielzahl potenzieller Haftungsrisiken ist es ratsam, frühzeitig juristische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ein erfahrener Rechtsanwalt kann in folgenden Bereichen helfen:

  • Entwicklung und Implementierung von Compliance-Richtlinien,
  • Überprüfung und Optimierung bestehender Prozesse,
  • Unterstützung bei internen Untersuchungen,
  • Vertretung in Haftungs- und Strafverfahren.

Tipp: Durch präventive Maßnahmen wie rechtliche Beratung und regelmäßige Überprüfungen können Geschäftsführer und Manager ihre Risiken erheblich reduzieren.

In einer dynamischen und technologisch geprägten Geschäftswelt tragen Führungskräfte eine immense Verantwortung. Die Kenntnis der rechtlichen Rahmenbedingungen und die frühzeitige Einführung von Compliance-Maßnahmen sind wesentliche Schritte, um Haftungsrisiken zu begrenzen. Unternehmen sollten proaktiv handeln, um sowohl ihre Führungskräfte als auch ihr Geschäft vor rechtlichen und finanziellen Schäden zu schützen.

 

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