#Compliance Stories #10: Der Opioid-Fall

10/14/2025
Compliance | Start-ups | Unternehmensrecht

Der Opioid-Skandal in den USA hat in den vergangenen Jahren erhebliche Aufmerksamkeit erlangt und zahlreiche Unternehmen in den Fokus gerückt….

Der Opioid-Skandal in den USA hat in den vergangenen Jahren erhebliche Aufmerksamkeit erlangt und zahlreiche Unternehmen in den Fokus gerückt. Eine zentrale Rolle spielte dabei die renommierte Unternehmensberatung McKinsey & Company, die Pharmaunternehmen wie Purdue Pharma bei der Vermarktung von Opioiden unterstützte. Dieser Beitrag beleuchtet die Verstrickungen von McKinsey in die Opioid-Krise, die daraus resultierenden rechtlichen Konsequenzen und die Lehren, die Unternehmen daraus ziehen können.

Hintergrund: Die Opioid-Krise in den USA

Die Opioid-Krise in den USA hat seit den späten 1990er Jahren zu einer alarmierenden Zunahme von Abhängigkeiten und Todesfällen durch Überdosierungen geführt. Pharmazeutische Unternehmen förderten die Verschreibung von Opioiden wie OxyContin, indem sie die Suchtgefahren herunterspielten. Dies führte zu einer weit verbreiteten Verschreibungspraxis, die Millionen von Menschen in die Abhängigkeit trieb und eine öffentliche Gesundheitskrise auslöste.

McKinseys Rolle in der Vermarktung von Opioiden

McKinsey & Company, eine der weltweit führenden Unternehmensberatungen, wurde von Pharmaunternehmen wie Purdue Pharma engagiert, um Strategien zur Steigerung des Opioid-Verkaufs zu entwickeln. Interne Dokumente zeigen, dass McKinsey Methoden vorschlug, um den Umsatz von OxyContin zu “beschleunigen”. Dazu gehörten Empfehlungen, die Verschreibungen durch gezielte Marketingstrategien zu erhöhen und Ärzte zu identifizieren, die bereit wären, höhere Mengen zu verschreiben. Zudem schlug McKinsey vor, Apotheken Rabatte basierend auf der Anzahl der durch ihre verkauften OxyContin verursachten Überdosierungen und Abhängigkeiten zu gewähren, um die Verkaufszahlen weiter zu steigern.

Rechtliche Konsequenzen und Vergleiche

Angesichts der Enthüllungen über McKinseys Beteiligung an der Förderung des Opioid-Verkaufs sah sich das Unternehmen mit zahlreichen Klagen und Untersuchungen konfrontiert. Im Februar 2021 einigte sich McKinsey auf einen Vergleich in Höhe von fast 600 Millionen US-Dollar mit den Generalstaatsanwälten von 49 US-Bundesstaaten, fünf Territorien und dem District of Columbia, um Ermittlungen zu seiner Rolle bei der Förderung des OxyContin-Verkaufs beizulegen. Im Dezember 2024 stimmte McKinsey einer weiteren Zahlung von 650 Millionen US-Dollar zu, um eine strafrechtliche Verfolgung durch das US-Justizministerium abzuwenden. Zusätzlich verpflichtete sich das Unternehmen, für einen Zeitraum von fünf Jahren keine Beratungsdienste im Zusammenhang mit dem Verkauf und der Vermarktung kontrollierter Substanzen anzubieten.

Infolge der Skandale und der öffentlichen Empörung über die Rolle von McKinsey in der Opioid-Krise hat das Unternehmen interne Reformen eingeleitet. Dazu gehören die Überarbeitung von Richtlinien zur Risikobewertung und die Einführung strengerer Compliance-Maßnahmen, um sicherzustellen, dass zukünftige Beratungsprojekte ethischen Standards entsprechen. Trotz dieser Maßnahmen bleibt der Reputationsschaden erheblich, und McKinsey sieht sich weiterhin mit Kritik und Forderungen nach größerer Transparenz konfrontiert.

Lehren für Unternehmen: Die Bedeutung von Compliance und ethischer Verantwortung

Der Fall McKinsey verdeutlicht die kritische Bedeutung von Compliance und ethischer Verantwortung in der Unternehmensberatung. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Geschäftspraktiken nicht nur legal, sondern auch ethisch vertretbar sind. Die Zusammenarbeit mit Kunden sollte stets unter Berücksichtigung der potenziellen gesellschaftlichen Auswirkungen erfolgen. Zudem ist es unerlässlich, interne Kontrollmechanismen zu implementieren, um sicherzustellen, dass alle Geschäftsaktivitäten den höchsten ethischen Standards entsprechen.

Fazit

Die Verstrickung von McKinsey in die Opioid-Krise dient als warnendes Beispiel für die Risiken, die entstehen, wenn Unternehmen ethische Überlegungen zugunsten von Profitmaximierung vernachlässigen. Es unterstreicht die Notwendigkeit einer starken Compliance-Kultur und die Verantwortung von Unternehmen, die potenziellen Auswirkungen ihrer Geschäftsstrategien auf die Gesellschaft sorgfältig zu prüfen.

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